Heizen ohne Gas und Öl?

Praxisbeispiele im Heidekreis zeigen wie das funktionieren kann

Zum Schluss der Veranstaltung erläuterte Milan Lohse in Gilten den Seminarteilnehmer*innen u.a. die Bedeutung verschiedener Holzhackschnitzelqualitäten für deren energetische Nutzung. (Foto: Dr. Ernst Kürsten)
Zum Schluss der Veranstaltung erläuterte Milan Lohse in Gilten den Seminarteilnehmer*innen u.a. die Bedeutung verschiedener Holzhackschnitzelqualitäten für deren energetische Nutzung. (Foto: Dr. Ernst Kürsten)

Die aktuelle Energie- und Klimakrise verstärkt die Nachfrage nach regionalen Lösungen auf der Basis von erneuerbaren Energiequellen. In der Gemeinde Gilten bei Schwarmstedt gibt es gleich zwei Pionierbetriebe, die zeigen, wie die regenerative Wärmeversorgung im ländlichen Raum funktionieren kann: Die Firma Lohse Biogas nutzt die Abwärme der Stromerzeugung nicht mehr nur für die Beheizung von Gewächshäusern, sondern versorgt neuerdings auch 43 Wohnhäuser mit molliger Wärme. Und ganz in der Nähe hat die Duensing Bioenergie GbR seit einem Jahr 55 Haushalte im Norden von Suderbruch unabhängig von teurem Heizöl und Propangas gemacht, indem sie Holzhackschnitzel aus der Landschafts- und Waldpflege effizient und sauber verfeuert.

Diese und andere Projekte wurden am 7. März 2023 im Rahmen des Seminars „Wärmenetze als Baustein der dezentralen Energieversorgung“ vorgestellt, das die Energieagentur Heidekreis zusammen mit dem 3N Kompetenzzentrum organisiert hatte. Knapp 90 Teilnehmende bekamen vielfältige Anregungen zur Entwicklung und Finanzierung von regionalen Energieversorgungsprojekten. Eine wichtige Erkenntnis aus der Veranstaltung war, dass die Wärmewende letztlich durch die Initiative Einzelner vorangebracht wird, die eine Energiegenossenschaft aufbauen oder mit der eigenen Firma Strukturen schaffen. 

Michael Kralemann von 3N führte in die Thematik ein. Er stellte die verschiedenen technischen Optionen und Fördermöglichkeiten für Nahwärmenetze vor. Aus seiner jahrelangen Beratungserfahrung im Rahmen seiner Tätigkeit bei 3N hat er aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen können. Das 3N Kompetenzzentrum bietet Beratungen für Kommunen und Unternehmer*innen zum Thema kommunale Wärmeplanung und Nahwärmenetze an. Prof. Dr.-Ing. Stefan Holler von der HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen erläuterte im Anschluss, dass bei der Planung von Wärmeversorgungsnetzen auch Restwärme von Industriebetrieben und sogar aus Abwasserleitungen einkalkuliert werden kann. Die Stadtwerke Soltau prüfen die Nutzbarkeit von Geothermie, wie Nicola Sausse berichtete und Pascal Lang von der EnergieGenossenschaft in Salzach eG (EGIS eG) stellte dar, wie sich die Bioenergienutzung sinnvoll mit Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen kombinieren lässt. So nutzt die EGIS einen kleinen Teil ihres Solarparks, um über eine (gebührenfreie!) Direktleitung Strom für ihre Luftwärmepumpe in der Heizzentrale zu gewinnen. Die Wärmepumpe verringert den Holzeinsatz für die Wärmeversorgung. Genossenschaften seien eine besonders geeignete Möglichkeit für Bürger*innen, gemeinschaftlich ihre Energieversorgung zu sichern und zugleich ihr Geld durch regionale Wertschöpfung zu mehren, so Pascal Lang.
Theresa Weinsziehr von der Energieagentur Heidekreis zeigte sich zum Schluss der Veranstaltung begeistert über die vielen wertvollen Praxistipps und das große Interesse des Publikums.

Abschluss der Veranstaltung war die Exkursion und Besichtigung der im Herbst 2022 gestarteten Heizzentrale in Nienhagen in der Gemeinde Gilten.

 Donnerstag, 09. März 2023  08:39 [2 yrs]